Die Sophistai

Bewusstsein & Entwicklung

Faire Schule

Von Anspruch, Chancen und Wirklichkeit

„Tatsachen hören nicht auf zu existieren,
nur weil man sich entscheidet, sie zu ignorieren.“
(Aldous Huxley)

Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir!“ – Wer kennt ihn nicht, diesen Spruch, mit dem man wohl schon so lange, wie es Schulen gibt, Kinder zum Lernen anspornen will. Und ja, es gab Zeiten, in denen das Schulsystem diesem Anspruch, Kinder auf das Leben vorzubereiten, noch einigermaßen gerecht wurde.

Genauso wie es Zeiten gab, in denen wir als Land der Dichter und Denker galten und „Made in Germany“ Maßstäbe setzte. – Aber das war einmal.

Zu lange haben wir uns blauäugig auf unseren Lorbeeren ausgeruht und die Zukunft vorbei an der Realität durch die sprichwörtliche rosarote Brille betrachtet. Wir haben es schlichtweg versäumt, unsere eigenen Hausaufgaben zu machen und unser Bildungssystem didaktisch, inhaltlich, strukturell und technisch den veränderten Bedürfnissen und Bedingungen anzupassen. Mit fatalen Folgen.

Wir wurden nicht nur vielfach überholt, sonder geradezu abgehängt, was 20 Jahre unverändertes PISA-Mittelmaß eindeutig belegen.

Der Absturz des einstigen Wirtschaftswunderlandes vollzog sich schleichend und noch immer tun wir uns schwer mit der Einsicht, dass wir in manchen Bereichen zum Entwicklungsland geworden sind. Stimmen, die gar von einem Bildungsnotstand sprechen, werden zum Teil empört als übertrieben bis falsch zurückgewiesen.

Aber seien wir bitte doch einmal ehrlich. Sprechen die Fakten nicht für sich? – Wir meinen ja.

Laut der ZEUS-Studie des DIPF ist der Unterrichtsausfall an unseren Gymnasien im gleichen Zeitraum von 2,8% auf 7,5% gestiegen. Das ist umso dramatischer, wenn man bedenkt, dass die Regelschulzeit mit der Einführung des G12 in dieser Zeit um ein Jahr verkürzt wurde.

So ist es nicht verwunderlich, dass es den Schulen nicht einmal mehr in ausreichendem Maße gelingt, unseren Kindern die rudimentären Grundkenntnisse und ein angemessenes Sozialverhalten zu vermitteln.

Feindseligkeit und Gewalt gehören mittlerweile flächendeckend zum Schulalltag und verschärfen die Problematik zusätzlich.

Die ungeschminkte Wahrheit spiegelt uns die Wirtschaft, die seit seit Jahren beklagt, dass der qualitative Output des (Aus-)Bildungssystems weit hinter den Bedürfnissen zurückbleibt und sich zunehmend am Leben vorbei entwickelt.

Als Konsequenz haben Unternehmen, die es sich leisten können, begonnen, auf eigene Systeme zu setzen und haben selbst Akademien gegründet, um die teilweise gravierenden Defizite auszugleichen.

Eine weitere unbequeme Wahrheit in diesem Zusammenhang ist, dass der viel beschworene Fachkräftemangel eben nicht nur dem demografischen Wandel geschuldet ist, sondern auch der mangelnden Qualifikation unseres Nachwuchses.

Ja, die Umstände der letzten Jahre – Corona und Migration – haben es uns nicht leicht gemacht. Aber sie treffen uns alle gleichermaßen.

Was wir jetzt brauchen, sind keine Ausreden, keine Lippenbekenntnisse, keine Schuldzuweisungen, sondern Einsicht und einen sofortigen Neustart. Nicht des veralteten Systems, sondern mit einem neuen, zeitgemäßen Setup.

Solange aber die entscheidenden Schaltstellen am bisherigen Mind-Set festhalten und dort der Mut zum konsequenten Loslassen fehlt, wird es schwierig bis kaum möglich bleiben.

Nur wenn wir alle gemeinsam bereit sind, Verantwortung zu übernehmen, haben Chancenprogramme überhaupt eine Chance, die Wirkung zu entfalten, die wir brauchen. Ansonsten werden wir wahrscheinlich weitere 20 Jahre darüber debattieren, wie es sein kann, dass wir Unsummen investieren, ohne jemals etwas Wesentliches zu bewegen.

Gut Ding will zwar unbestritten Weile haben, aber keine Ewigkeit und auch keinen Stillstand.

Genau hier setzt „Faire Schule“ an und verfolgt den Weg zu einem echten Bündnis für Bildung. Ein Bündnis der zentralen Akteure, der Eltern, der Schüler und ihrer Lehrer. Weitestgehend autonom, höchst flexibel und maximal selbstgestaltend.

Eingebettet in ein im doppelten Sinne öffentliches System, das verlässliche Rahmenbedingungen garantiert, gesellschaftlich getragen und von der lokalen Wirtschaft mitfinanziert.

Was wir erreichen wollen, ist nicht weniger als eine gesellschaftliche (Re-)Union für ein neues, vernetztes Verständnis von Bildung, von begleitendem Lehren und intrinsischem Lernen, das sich konsequent an den Bedürfnissen der Menschen, den gegenwärtigen Bedingungen und den zukünftigen Herausforderungen orientiert und misst.

Mit „Faire Schule“ wollen wir einen neuen flexiblen Standard entwickeln und umsetzen. Eine Art „roter Faden“, an dem sich Schulen orientieren können, um Entwicklungschancen zu maximieren. Wir wollen analysieren und evaluieren, was, warum und wie bereits gut funktioniert – Best Practice – und aufzeigen, welche Wege sich als falsch bzw. unvorteilhaft – Ineffektive Pattern – erwiesen haben.

Die Ergebnisse sollen allen zugänglich sein und ihnen helfen, ihre jeweiligen Aufgaben besser, effektiver und nachhaltiger zu erfüllen. Verbunden mit dem Ziel, ein qualitativ hochwertiges, vielfältiges und zukunftsfähiges Bildungsangebot für alle Schülerinnen und Schüler in Hamburg und darüber hinaus zu sichern.

Wir sind davon überzeugt, dass diese wohl größte und wichtigste gesellschaftliche Aufgabe besser und schneller zu bewältigen ist, wenn es gelingt, mit allen relevanten Akteure und Gremien über alle Ebenen hinweg vertrauensvoll zusammenarbeiten – auf Augenhöhe, bottom-up, einvernehmlich, transparent und vorurteilsfrei.

„ Jeder möchte die Welt verbessern und jeder könnte es auch,
wenn er nur bei sich selber anfangen wollte.“
(Karl Heinrich Waggerl)

Wir laden herzlich ein, uns auf einem neuen, unkonventionellen Weg zu begleiten und rufen dazu auf:

      • den Senat der Freien und Hansestadt Hamburg,
      • das Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung (LI),
      • die Behörde für Schule und Berufsbildung (BSB) sowie die regionalen Schulämter und die Schulaufsicht,
      • die Behörde für Gesundheit und Soziales (BGS),
      • die Behörde für Kultur und Medien (BKM),
      • die Landeszentrale für Politische Bildung (LZPB),
      • die Schulleitungen und Lehrkräfte,
      • die beteiligten Verbände (DSV, HLV, VBE, u.dgl.),
      • die Eltern- und Schülervertretungen,
      • engagierte Förderer und Kooperationspartner (Bildungsträgern, Hochschulen, Kammern und Unternehmen)
      • sowie interessierte Träger, Stiftungen und Vereine.

Lassen Sie uns Ressourcen bündeln, Stärken stärken, Schwächen schwächen und die Zukunft verantwortungsvoll gestallten. – Hier und jetzt gemeinsam❣️

Drei Phasen

„Das Geheimnis von Veränderung besteht darin,
alle Energie darauf zu konzentrieren.“
(Sokrates)

 

pastedGraphic.pngErste Phase
Bevor mit der Entwicklungsarbeit begonnen werden kann, ist es notwendig, die gemeinsame Arbeitsfähigkeit herzustellen (Schritte 1 & 2). Wir beginnen also damit, alle Beteiligten auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen, um eine Basis zu schaffen, auf der aufgebaut werden kann.

pastedGraphic.pngZweite Phase

Ist ein einvernehmliches Grundbewusstsein erreicht, können wir uns der eigentlichen Aufgabe widmen und damit beginnen, in den jeweiligen Wirkungsbereichen die Handlungskompetenzen der Beteiligten mittels Coaching, Gruppenarbeit, Kurse, Seminare, und/oder Workshops neu auszurichten und zu erweitern (Schritte 3 & 4).

pastedGraphic.pngDritte Phase
Die dokumentierten Erfolge werden in gesicherte Routinen überführt, nachhaltig implementiert und schließlich multiplizierbar aufbereitet (Schritt 5).

Fünf Schritte

„Es ist nicht wichtig, wie groß der erste Schritt ist,
sondern in welche Richtung er geht.“

pastedGraphic.pngSchritt eins – Das Bewusstsein schaffen
Abholen und mitnehmen
Zunächst besprechen wir mit den Beteiligten in den jeweiligen Gruppen, worum es geht, und welche Ziele wir gemeinsam verfolgen wollen. Was ist bekannt, welche Einstellungen herrschen vor und welche Erwartungen sind damit verbunden, welches Wissen ist bereits vorhanden und kann somit für die weiteren Schritte vorausgesetzt werden.

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Schritt zwei – Die Entwicklung ermöglichen 
Fokussieren und legitimieren
In einer gruppenübergreifenden Veranstaltung informieren wir alle Beteiligten über das Vorhaben, erläutern unser Vorgehen, beantworten Fragen und holen die Zustimmung aller, insbesondere der Eltern, ein.

Wir erläutern Abhängigkeiten, Hintergründe, Wechselwirkungen und Zusammenhänge, sprechen über Chancen und Grenzen und verständigen uns auf gemeinsame Ziele.

pastedGraphic.pngSchritt drei – Die Veränderung herbeiführen
Analysieren, evaluieren, ausprobieren und trainieren
Je nach Thema und Inhalt arbeiten wir in übergreifenden Arbeitsgemeinschaften, in Funktionsgruppen, in einzelnen Klassen oder im Verbund in den 6 Wirkungsbereichen (Entwicklungschancen, Kompetenz, Pädagogische Praxis, Rahmenbedingungen, Wertebewusstsein und Zusammenarbeit) daran, neue Fähigkeiten zu entwickeln, Kompetenzen zu erweitern und Defizite abzubauen.

Dabei widmen wir uns alternativen Handlungsansätzen, schaffen neue Handlungsspielräume, sammeln Erfahrungen, wachsen zusammen und werten das Erlebte gemeinsam aus. Bei Bedarf werden individuelle Settings gebildet und auch Einzelgespräche ermöglicht.

pastedGraphic.pngSchritt vier – Die Nachhaltigkeit sichern
Etablieren, kalibrieren und revidieren
Wir präsentieren die Ergebnisse, weisen auf die Voraussetzungen hin, zeigen gangbare Wege des Transfers in den Schulalltag auf und demonstrieren so die Wirkung. Durch die schrittweise Etablierung neuer Routinen und die Übertragung von Verantwortung leiten wir einen systematischen Veränderungsprozess ein.

Dazu definieren und verteilen wir klare Zuständigkeiten. Um eine nachhaltige Wirkung zu sichern, begleiten wir diese Prozesse und justieren bei Bedarf nach.

pastedGraphic.pngSchritt fünf – Die Multiplikation forcieren
Standardisieren und transformieren
Aus dem erzielten Know-how der validierten Erfolge entwickeln wir Arbeitsmaterialien, erstellen Leitfäden und konfektionieren Qualifizierungsbausteine, die wir abschließend lizenzieren lassen. Damit legen wir den Grundstein für die Multiplizierbarkeit unserer Erfolge.

Dazu bedarf es jedoch entsprechender neuer Rahmenbedingungen, weshalb wir nun beginnen, direkt auf das System Einfluss zu nehmen. Gemeinsam begründen und definieren wir Forderungen, bringen sie offiziell ein und setzen sie beharrlich durch. 

Mögliche politische Hürden überwinden wir, indem wir gegebenenfalls die Möglichkeiten der direkten Mitbestimmung als Bürger nutzen.

Hier und jetzt gemeinsam❣️